Seit 2016 legt die Aktionsgemeinschaft Schauspielhaus Frankfurt im rollierenden Verfahren ein Konzept vor, welches mittlerweile beinahe 100 Seiten umfasst. Dieses umfasst die derzeitige Bestandsanalyse als Zusammenfassung, historiche Aufarbeitung, sowie Pläne zum Wiederaufbau und zur Nutzung des historischen Schauspielhauses.
Gutachterliche Stellungnahme vom Historiker Prof. D. Peter Stephan von der
Fachhochschule Potsdam
(Bitte klicken Sie diesen Download an zum Öffnen des Gutachtens)
Prof. Dr. habil. Peter Stephan von der Universität Potsdam gilt als einer der profiliertesten Kunsthistoriker
des Landes und verfügt über eine einzigartige Expertise. Er studierte Alte Geschichte Klassische Archäologie und christliche Archäologie in Freiburg im Breisgau und in Heidelberg. Seine
Forschungsschwerpunkte sind Architekturgeschichte vom Mittelalter bis 1900, politische und religiöse Ikonographie.
Vertreter eines modernistischen Theaterkonzeptes sprechen immer wieder davon, daß modernes Theater in einem historischen Gebäude gar nicht mehr aufführbar ist. Es fallen Schlagworte wie "Theater der Zukunft" oder "Nichtkompatibilität mit modernem Spielbetrieb". Eine konkrete Vermessung beider Planungen brachte jedoch erstaunliches hervor: Der Seeling-Bau würde sogar deutlich mehr Raum bieten als die modernistischen Konzepte für Zuschauer, Nebenräume und Kammerspiel.
(Bei den Flächenangaben handelt es sich um ca.-Werte. Die Gegenüberstellung wird in den kommenden Monaten noch verfeinert und konkretisiert.)
Auch die Gegenüberstellung der Bühnenmaße brachte erstaunliches hervor: Die Bühne des historischen Theaters war ziemlich genau so groß wie die des derzeitigen Schauspiels. Der Zuschauerraum des Seeling-Baus bot sogar deutlich mehr Raum als das heutige Theater. Das beiliegende Dokument führt die Daten auf einem Blatt auf. Auch hier ist eine weitere, genauere Ausarbeitung bereits in Arbeit.
Nachdem die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung 1949 beschloss, daß das alte Schauspielhaus nicht wieder aufgebaut werden würde, formierte sich Protest in der Bevölkerung. Mehr als 50.000 Unterschriften wurden gesammelt und die Stadt änderte ihre Position. Der Magistrat beschloss daraufhin, das Schauspielhaus zu sanieren und umzubauen und als "Großes Haus" (Oper) wieder zu öffnen.
Am 23. Dezember 1951 eröffnete der Seeling-Bau als Oper seine Pforten.
Doch die Freude währte nicht lange. 1960 begann auf dem Nachbargrundstück der Bau der "Theaterdoppelanlage", die Oper und Schauspiel unter einem Dach vereinen sollte.
1962 begann man damit, die wertvolle Neorenaissance-Fassade des alten Schauspielhauses abzuschlagen. Anschließend wurden beide Gebäudeteile hinter einer 120m langen Glasfassade verbunden.
Die städteplanerische Absicht der neuen Theaterdoppelanlage und des heutigen Willy-Brandt-Platzes wird heute gerne idealisiert dargestellt. Die grundsätzliche Konzeption war jedoch die Einbettung des Gebäuderiegels in die "autogerechte Stadt". Der überdachte Eingangsbereich diente den Zuschauern als Refugium und Rückzugsort vor dem vorbeibrausenden Autoverkehr.
Doch noch heute erkennt man an den Konturen des Opernhauses die Form des alten Schauspielhauses (hier in blau). Seine seitlichen Fassaden beispielsweise wurden in die aktuelle Architektur integriert und sind -wenn auch verdeckt- vorhanden. Das alte Schauspielhaus existiert somit noch immer in seiner alten Bausubstanz, was die Berechtigung zur Wiederherstellung erhöht!
Könnte so die Zukunft aussehen?:
Schauspielhaus und östliche Blockrandbebauung werden originalgetreu wieder hergestellt. Zwischen den Gebäuden ergeben sich Freiräume, die durch einen zurückgesetzten Glasbau verbunden werden könnten, der Raum für weitere Spielstätten bietet. Auch hinter dem Schauspielhaus wäre noch genügend Platz für Werkstätten und Infrastruktur.